In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und immersive High-Tech-Erlebnisse scheinbar die Zukunft des Eventmarketings dominieren, lässt sich ein gegenteiliger Trend beobachten: Viele Veranstalter setzen nicht auf Innovation, sondern auf Nostalgie. Statt futuristischer Konzepte erleben wir eine Rückbesinnung auf vergangene Jahrzehnte – und das mit wachsendem Erfolg.
Ob 80er-Jahre-Partys, 20er-Jahre-Mottobälle, Vintage-Festivals oder Retro-Märkte mit Secondhand-Schätzen: Die Retro-Liebe erfasst zunehmend sowohl Public Events als auch Business-Veranstaltungen. Was früher vielleicht als einmaliges Gimmick galt, wird heute zum strategischen Erlebniskonzept.
Doch woher kommt der neue Nostalgie-Trend bzw. die "Retro-Liebe" im Eventmanagement?
Der Reiz des Vergangenen liegt in ihrer emotionalen Verknüpfung: Musik, Mode, Design und kulturelle Codes vergangener Jahrzehnte lösen oft positive Erinnerungen aus und führen die stilisiertes Vorstellung der "guten alten Zeit" ins moderne Leben. Besonders Generationen, die in den jeweiligen Epochen aufgewachsen sind (die Jugendjahre prägen Menschen besonders stark), fühlen sich von solchen Konzepten direkt angesprochen. Aber auch jüngere Zielgruppen zeigen Interesse – nicht selten angeregt durch soziale Medien, Serien oder die aktuellen Retro-Trends in der Popkultur.
So erleben Events im Stil der 80er und 90er, aber auch die "Goldenen Zwanziger" im Eventmanagement heute ein Revival. Die mit der Vergangenheit verbundenen Gefühle wie Geborgenheit, Freude, Unbeschwertheit bieten den Gästen eine Flucht aus dem immer komplexer werdenden Alltag. Für Veranstaltende ist dieser emotionale Mehrwert ein starker Hebel – er hilft Bindung aufzubauen und Marken positiv aufzuladen.
Wie greift man den Nostalgie-Trend im Event-Management am besten auf bzw. wie bindet man "Retro"-Module in ein (Business-) Event ein?
Nostalgisch geprägte Events bieten auf jeden Fall mehr als nur ein nostalgisches Motto. Sie schaffen thematische Räume für Begegnung, in denen sich Menschen austauschen, Erinnerungen teilen oder gemeinsam in vergangene Zeiten eintauchen können. Der thematische Rahmen erleichtert die Inszenierung – sei es bei der Location-Gestaltung, dem Catering, der Musikauswahl oder dem kompletten Rahmenprogramm.
Gerade bei Messen oder Business-Events kann ein retro-inspiriertes Setting den oft formellen Rahmen auflockern. Eine Aftershow-Party im Stil der 70er etwa kann eine bewusst gewählte Gegenwelt zu den aktuellen Themen der Agenda bieten – und damit sogar zu einem verbesserten Networking beitragen.
Im Gegensatz zu modernen Hightech-Inszenierungen ist Retro-Stil oft mit vergleichsweise geringem technischem Aufwand realisierbar. Authentizität steht hier vor Perfektion. Das macht Retro-Events auch für kleinere Event-Budgets attraktiv. Ein gut kuratierter Flohmarkt, ein Pop-up-Diner im Stil der 50er oder ein Games-Festival mit analogen Spielen können mit überschaubaren Mitteln große Wirkung erzielen – wenn das Eventkonzept in sich stimmig ist.
Welche Herausforderungen gibt es bei Retro-Events bzw. was muss man als Eventmanager:in beachten, wenn man eine Zeitreise (oder generell Nostalgie) zum Event-Highlight macht?
Natürlich birgt der Retro-Trend gerade bei Business-Events auch Herausforderungen. Schnell kann der schmale Grat zwischen charmantem Vintage-Flair und klischeehaftem Kitsch überschritten werden. Die Wahl des Jahrzehnts (oder Retro-Themas), das zum Motto erhoben wird, sollte gut überlegt sein. Nicht jede Zielgruppe reagiert gleich gut auf nostalgische Inhalte (s. o. -> was sind die Jugendjahre der Kernzielgruppe?). Und nicht jedes Retro-Thema eignet sich gleich gut für jedes Eventformat. Bei einem Innovationskongress wäre es fatal, "Retro" zum Dachthema zu machen (aber man kann entsprechende Module einbauen – s.u.).
Außerdem gilt: Wer nostalgische Bilder zeichnet, sollte sensibel mit historischen Kontexten umgehen. Nicht jedes Jahrzehnt ist mit positiven Erinnerungen verknüpft, nicht immer war die "gute alte Zeit" ausschließlich gut. Je nach Eventformat sollte man sich durchaus auch kritisch mit der Vergangenheit beschäftigen, z.B. bei Ausstellungsevents oder Firmenrückblicken.
Fazit: Die Wiederentdeckung vergangener Zeiten ist angesagter denn je, wenn es um kreative Live-Formate geht. Retro-Events bieten Identifikationspotenzial, schaffen Atmosphäre und ermöglichen es, Geschichten zu erzählen – jenseits des digitalen Dauerrauschens der heutigen Zeit. Für Eventprofis bedeutet das: Wer die Kraft der Nostalgie versteht und sie gezielt einsetzt, kann auch für B2B-Zielgruppen kreative Eventkonzepte schaffen, die lange im Gedächtnis bleiben. Nicht, weil sie neu sind – sondern weil sie sich vertraut anfühlen.
Folgende 10 Retro-Event-Ideen unserer EventMasterBook.de Redaktion dienen als Inspiration für alle, die Business-Events, wie Messen, Tagungen oder Jubiläums-Events durch Nostalgie zum Novum machen möchten:
1. 80s Office Party Reloaded
Eine Networking-Party im Stil eines typischen Großraumbüros der 80er – mit Schreibmaschinen, Overheadprojektoren, Retro-Drinks und passender Musik. Ideal als Icebreaker-Format.
2. Future from the Past – Vintage Innovation Fair
Innovationen von gestern, heute und morgen: Kleine Ausstellung oder Messe mit historischen Tech-Gadgets (z. B. Walkman, erste Laptops), "Side-by-Side" präsentiert zu den heutigen modernen Lösungen – ideal für IT- oder Tech-Branchen.
3. 60s Think Tank – Kreativ-Workshop im Mad-Men-Stil
Kreativräume mit Retro-Möbeln, Flipcharts und Polaroids machen das Brainstorming zu etwas völlig Neuem. Der Fokus liegt auf Entschleunigung und klassischem "HI-Denken" (also: Human Intelligence ganz ohne KI).
4. "Analoge Pause" – Digital Detox Zone
Im Rahmen moderner Konferenzen kann man einen Rückzugsbereich im Stil der 70er oder 90er – mit Brettspielen, Zeitschriften, Plattenspielern, einrichten. Der perfekte Raum für Gespräche und Regeneration.
5. 20er Jahre Dinner & Dialogue
Business-Dinner mit Charleston-Band, Candlelight und gehobener Vintage-Atmosphäre sind ideal für exklusive Networking-Events oder Firmen-Jubiläen.
6. Vintage Pitch Night
Start-ups oder interne Teams pitchen ihre Ideen – aber ohne "Hightech", sondern mit Overhead-Folien, Flipcharts und ggf. auch in Retro-Outfits. Spaßig, aber auch effektiv zur Ideenfokussierung.
7. No-Tech Innovation Lab
Bei diesem Workshop-Format wird bewusst auf moderne Tools verzichtet. Stattdessen gibt es Baukästen, Bastelmaterial, Papier und Stifte (wie bei einem klassischen Design Thinking Workshop). Ziel: Kreative Lösungsfindung durch Reduktion auf das Wesentliche.
8. Retro-Messe-Lounge
Ein kompletter Messebereich (oder ein Bereich des eigenen Messestandes) wird bewusst im Stil der 50er oder 60er gestaltet – mit Loungesesseln, Jukebox, Tapeten, Barkeeper. Perfekt für Gespräche und Austausch abseits des Messe-Stresses. Ideal für Hightech-Firmen, die ihre potenziellen Kunden mal ganz anders abholen wollen.
9. Corporate Memory Show
Ein Unternehmen präsentiert seine Historie interaktiv, mit modernster Technik – aber die Highlights der Story sind Retro-Gegenstände, alte Werbespots, Meilensteine der Firmengeschichte. Ideal für Firmen-Jubiläen oder Branding-Events – oder als Prolog für Launch-Events, die Produktneuheiten vorstellen.
10. Floppy Disk Hackathon
Hackathons werden normalerweise mit moderner IT gemanagt, doch hier treten die IT- / Tech-Teams in einem Fun-Wettbewerb gegeneinander an. Das Ziel: ein Mini-Projekt, das komplett ohne moderne Software auskommt, sondern auf alter Hardware oder sogar komplett "Offline", z.B. mit Post-Its, geplant wird.
Titelbild: Vintage – Der neue Retro-Trend im Event Management (Grafik: EventMasterBook.de Redaktion)

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Zusammenfassung: Nostalgie statt Innovation – Retro ist der neue Trend im Event Management
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